Im Zuge der Veröffentlichung des 5. Weltklimaberichts versammelten sich am 6. Oktober 2013 12 000 Personen in Bayonne, Frankreich, um Wege aus der Klimakrise aufzuweisen. Dies zeigte, dass es tatsächlich möglich ist, nicht nur bei Aktivisten, sondern auch bei einem breiten Publikum Aufmerksamkeit und Interesse für die Klimaherausforderung auszulösen.
Die Frage, um die es bei Alternatiba ging, war welche Alternativen zum Klimawandel und zur Energiekrise existieren, und mit welchen konkreten Mitteln und Lösungen man hier und jetzt Treibhausemissionen senken kann: kleinbäuerliche Landwirtschaft, Relokalisierung von Wirtschaft, eine angemessene Raumplanung, der Ausbau von Alternativen zur hemmungslosen Ausdehnung des Strassenverkehrs, Genügsamkeit beim Energieverbrauch, umweltbewusstes Wohnen, die Disziplinierung der Finanzmärkte, der ökologische und soziale Umbau der wirtschaftlichen Produktion in allen Bereichen, verantwortungsbewusstes Konsumieren, Verteilung von Arbeit und Reichtum, gegenseitige Hilfe, die Reduktion und das Recyclen von Müll, der Schutz von Gemeingütern wie Wasser, Boden, Wald, etc…
Ein toller Impuls
Konferenzen, Ausstellungen, Stände, Workshops und praktische Vorführungen, aber auch Volksfeste, feierliche Essen, Paraden, Gesang und Tanz…
Alternatiba bewies nicht nur, dass Auswege aus der Krise existieren, sondern dass sie die Möglichkeit bieten, eine solidarischere, menschlichere, gerechtere, kurz wünschenswertere Gesellschaft zu gestalten.
Der Kampf gegen die globale Erwärmung muss kein schmerzhafter Anpassungsprozess von immensen Ausmass sein, der unsere Kräfte übersteigt. Vielmer bietet er einen tollen Impuls, eine willkommene Gelegenheit und eine anziehende Verheissung. Er zeigt einen gesellschaftlichen Horizont auf, wo jeder seinen Platz finden kann. Abgesehen von seinem zahlenmässigen Erfolg blieb Alternatiba den Menschen als Moment der geteilten Freude und gemeinsamen, positiven Energie in Erinnerung.
Der Appel zur Vervielfältigung der Alternatibas
Am Ende des Tages riefen Christiane Hessel, die mit dem berühmten kürzlich verstorbenen Autor Stéphane Hessel verheiratet war und der ehemalige Direktor von Greenpeace-Spanien, Juan Lopez de Uralde, feierlich dazu auf, 10, 100, 1000 Alternatibas in Europa mit Hinblick auf die COP21, die 2015 in Paris statt findet, zu veranstalten. Das Ziel ist, “sowohl die politischen Entscheider auf die dramatischen Konsequenzen aufmerksam zu machen, die sich ergeben würden wenn sie keine gerechte, ehrgeizige, wirksame und verbindliche Einigung zum Klima beschliessen, als auch die Bevölkerung aufzurufen, die dringliche ökologische, energetische und soziale Wende auf den Weg zu bringen, ohne noch länger zu warten. Dies ist nötig, wenn wir eine tiefgreifende und irreversible Entgleisung des Klimas verhindern wollen.”
Das Ziel ist auch, all diejenigen zu vereinen, “die in der einen oder anderen Form, durch die Alternativen die sie tragen oder die Kämpfe die sie ausfechten, dazu beitragen, dass Klima zu erhalten, manchmal ohne es zu wissen.”
(Der vollständige Text ist in 23 Sprachen übersetzt hier zu finden:https://alternatiba.eu/projet/creons-10-100-1000-alternatiba/ )
Eine vielversprechende Bewegung:
Seit dem 6. Oktober haben sich in über einem Dutzend Städten und Regionen spontan Alternatiba-Initiativen gegründet. Treffen wurden schon in Paris, Bordeaux, Toulouse, Lille, Nantes, Brüssel, Genf und den polynesischen Inseln abgehalten. Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, Alternatibas in ihrer Stadt umzusetzen
manche schon Ende 2014, andere im Jahr 2015. Viele weitere Initiativen werden sich dem anschliessen. Eine Bewegung von tausenden von Klima- und Umweltaktivisten setzt sich in Gang.
Wir, Bizi!, haben im Februar 2014 die Arbeit zur Verfielfältigung der Alternatibas in Frankreich und Europa begonnen. Dazu haben wir bereits folgende Schritte unternommen:
- Die Übersetzung des “Appels zur Schaffung von 10, 100, 1000 Alternatiba” in 23 langues européennes. Wir sind dabei uns mit Gruppen und Organisationen in Europa zu vernetzen, damit die Alternatiba-Bewegung sich nicht auf Frankreich beschränkt, sondern einen europäischen und internationalen Charakter annimmt. Unser Ziel ist, eine größtmögliche Zahl von Alternatibas in anderen Ländern anzustoßen.
- Die Produktion eines 35-minütigen Films mit Untertiteln in mehreren Sprachen über die Klimaherausforderung, die Alternativen zum Klimawandel und die Notwendigkeit zu handeln und Alternatibas zu vermehren. Er dient dazu, öffentliche Versammlungen einzuleiten. Wir planen, 120 Versammlungen dieses und nächstes Jahr zu animieren.
- Die Erstellung desMethodenhandbuchs “Wie können wir in unserer Stadt, in unserem Kreis oder unserer Region ein Alternatiba organisieren?”. Dieses Handbuch beschreibt, wie man mit einer anfänglich kleinen Gruppe und mit einem minimalen Budget ein Alternatiba organisieren kann.
- Die Vorbereitung einer Tour durch Frankreich und mehreren europäischen Ländern mit einem 4-Sitzer Fahrrad, das Symbol von Alternatiba (es steht gleichzeitig für Solidarität, gemeinsame Anstrengung, sowie die Energie- und Ökowende). Diese Tour dient zur Vernetzung und Stärkung der lokalen Alternatiba-Gruppen und zur öffentlichen Bekanntmachung der Bewegung und seiner Botschaft. Sie dient dazu, die Aufmerksamkeit auf die vielen Alternatibas und auf die COP21 zu lenken. Die genaue Route wird im September 2014 veröffentlicht. Sie umfasst planmässig 90 Gebiete. Die Organisation der Tour dient u.a. dazu, potentiellen Freiwilligen Lust und Motivation zur selbstständigen Organisation eines Alternatibas in ihrem Gebiet im Jahr 2015 zu geben.
Anfang Okober 2014 starten wir eine öffentliche Kampagne, um die einzelnen Etappen und Orte dieser 4000 km langen Tour bekannt zu geben. Die Tour startet in Bayonne am 5. Juni 2015 und endet in Paris am 26. September 2015. Die Kampagne ist nichts anderes als eine massive Kampagne für das Klima, die der breiten Öffentlichkeit das Alternatiba-Projekt und seine Botschaft Nahe bringt. Mit ihr rücken alle einzelnen Alternatibas und die Bürgerbewegung rund um die COP 21 in den Fokus der Aufmerksamkeit.
In einem Kontext, in dem alles Erdenkliche als Lösung zum Klimawandel gepriesen wid (Geo-Engineering, Biosprit, Atomenergie, etc.) wollen wir für echte Lösungen einstehen, also solche, die tatsächlich im Stande sind, die soziale und ökologische Wende voranzubringen. Gleichzeitig werden wir mit Hinblick auf die COP 21 für Formen bürgerlichen Engagements plädieren, die 100% gewaltfrei sind.
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Die Gründung einer europäischen Alternatiba-Koordinationsgruppe, am 22. Februar 2014. Sie besteht aus Vertretern der verschiedenen Alternatiba-Initiativen. Sie koordiniert gemeinsame Aufgaben, erleichtert die Vernetzung und Aufgabenteilung und setzt Impulse zur Gründung weiterer Alternatiba-Gruppen
Die fortschreitende Entfaltung von Alternativräumen zum Klima zwischen September 2014 und November 2015 bildet die zweite Etappe der Alternatiba-Bewegung. Die breite Bürgermobilisierung, die sich anlässlich der COP21 in Paris Ende 2015 entfalten wird, bildet die dritte Etappe. Wie sie konkret aussehen wird, wird von den tausenden von Personen abhängen, die sich der europaweiten Bewegung anschliessen.
Dokumente
- Die Deklaration “Aufruf zur Schaffung von 10, 100, 100 Alternatibas” in 23 europäischen Sprachen.
- Das Alternatiba-Manifest, «Lasst uns zusammen eine bessere Welt schaffen indem wir die Klimaherausforderung annehmen» unterzeichnet von 98 organisationen und Netzwerken vor dem 6. Oktober 2013 (in Französisch).
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Das Methodenhandbuch (48 Seiten, in französisch) “Wie können wir in unserer Stadt, in unserem Kreis oder unserer Region ein Alternatiba organisieren?” Bald auch in Spanisch und Englisch.
- Der open source Film zu Alternatiba (35 Minuten), zur öffentlichen Austrahlung und der erklärt, was Alternatiba ist (mit deutschen Untertiteln)